Im April 2015 startete das auf 23 Jahre angelegte Mainzer Akademieprojekt "Altägyptische Kursivschriften (AKU). Digitale Paläographie und systematische Analyse des Hieratischen und der Kursivhieroglyphen" mit Arbeitsstellen an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (Ägyptologie) und der Technischen Universität Darmstadt. (Sprach- und Literaturwissenschaft - Computerphilologie).
Ziel ist die paläographische Aufarbeitung der kursiven Handschriften, um deren Entstehung, Entwicklung und Datierung im Kontext der altägyptischen Schriftkultur erforschen zu können. Die Untersuchungen gelten auch der Materialität der Schriftträger, den zwischen Kalligraphie und Ökonomie schwankenden Ausprägungen der Schreiberhände sowie den gesellschaftlichen Funktionen, Anwendungen und Kombinationen der verschiedenen Schriftarten durch die Jahrtausende. Erstmals werden verschiedene digitale Methoden für Dokumentation und Analyse entwickelt und angewandt.
Das AKU-Projekt hat eine Zeichenliste mit über 700 verschiedenen Graphemen erstellt, die dem Zeichenrepertoire des Hieratischen und der Kursivhieroglyphen entsprechen. Anhand ausgewählter Textzeugen aller Epochen werden die kursiven Zeichenformen des Hieratischen (Hieratogramme) und die der Kursivhieroglyphen in der Projektdatenbank eingegeben, mit umfangreichen Metadaten versehen und unter anderem mit Bilddaten verlinkt. Im Rahmen der Open Science-Politik wurde eine aus der Projektdatenbank hervorgehende Online-Paläographie erarbeitet, die unter der Bezeichnung AKU-PAL seit 2022 open access zur Verfügung steht.
Um das vielfältige hieratische und kursivhieroglyphische Material in AKU-PAL abbilden zu können, lädt das Projekt internationale Fachkolleg*innen zur Kooperation ein. Dadurch kann eine größere Menge an paläographischen Daten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Im Gegenzug ermöglicht die Aufnahme des Zeichenmaterials in AKU-PAL die automatisierte Erstellung druckfertiger paläographischer Listen für unsere Kooperationspartner. Die Wahrung des Urheberrechts fremden Materials wird durch die Verwendung offener Lizenzen (z. B. CC BY 4.0) gewährleistet.